Ein A U S S E R I R D I S C H E R in der L E H M H U E T T E
Von:
Ingo
An: CCCameroon 9. 1. 2001
Wie bereits angekuendigt: Der Sonntag brachte eine kleine Ueberraschung:
Wir besuchten die MAMBI WOMENSGROUP. Mambi ist, so wurde mir erklaert,
die Geiss - eine Frau muss wenn sie heiraten will, eine Geiss kochen
- daher der Name.
Die Oertlichkeit ist ziemlich ethno - Lehmhaus, angenehm
kuehl, eher dunkel, und bis auf den letzen Platz mit Mambi Women in
knallorangen Uniformblusen und einigen wenigen Maennern angefuellt,
die auf ihre massiv freundlichen Art den fremdlaendischen Besucher willkommen
heissen. Wo kommt er her? Aus Austria. Aha, und wo ist das? In Europa
- verdutzte Gesichter. Wendi hilft mir: "You need an Aeroplane
to travel." Aha, die Haelfte der Gesichetr wird heller, die andere
Haelfte erst, als Wendi den Aeroplane gestisch beschreibt - also irgendwie
durch die Luft kommt der daher. Kurze Erklaerung von Wendi wer ich bin
und was ich hier mache, und das mit der Zeit alle Mitglieder die Moeglichkeit
haben werden, an solchen Computerkursen teilzunehmen - angesichts der
Urigkeit der ganzen Szene eine merkwuerdige Vorstellung, die Mambi Women
passen so gar nicht zu den gaengigen Vorstellungen von Computer&Internet.
Aber dazu machen wir ja solche Projekte um die gaengigen Vorstellungen
zu sprengen. Unterm Strich fuehle ich mich genauso fremd wie willkommen
geheissen, ein bisschen wie auf einem freundlichen aber anderen Planeten
gelandet.
Anschliessend Essen und Tanz: Ein wilder Singsang, Roehren, Klatschen
und Rasseln hebt an. Nach kurzer Zeit bebt die ganze Huette, ich bleibe
vorsichtshalber sitzen, von einem Marsmaennchen erwartet man ja auch
nicht, dass es sich schuachplattelnd in einen Tirolerabend einbringt.
Die Trainings gehen, den Umstaenden entsprechend doch ganz gut voran.
Was massiv behindert, ist dass erst jetzt, nachdem die diversen buerokratischen
Huerden endlich genommen sind, ich mich der Loesung der Verbindungsprobleme
widmen kann. Und das an einem mehrere hundert Meter von den Trainings
entfernten Ort. Doch die Leute schlagen sich super durch. Heute am Nachmittag,
als sie eh schon muede waren, ich aber mal kurz Zeit hatte, haben wir
uns das Linux FHS angesehen und IP-Netzwerke auf die Tafel gemalt. Das
war schon taff, und ueber die Haelfte der Trainees hats nicht kapiert.
Aber morgen ist ja auch noch ein Tag, und von den 5en haben doch 2 es
geschafft, die Rechner dann IP-maessig richtig zu konfigurieren, die
diversen Servername, Usernames und Passwords richtig in die Konfigurationsfiles
zu schreiben. Also, ich finde das eine tolle Leistung.
Dass es nur noch 5 sind, ist auf eine Initiative meinerseits zurueck
zu fueheren. Es waren die Tage davor, dauern irgendwelche Leute im Office
die die Computer und den weissen Mann beichtigen wollten, und dann so
halb an den Trainings teilgenommen hatten. Damit ging es viel zu langsam
voran. Auch mussten wir einige der zwar sehr verdienten ACTWID Funktionaerinnen
ausladen, sie waren einfach zu langsam. Die zum Teil, aber nicht nur,
sehr jungen Leute, die ueber geblieben sind, mussten sich vor versammelter
Menge verpflichtet, ihr Wissen unmittelbar nach meiner Abreise an die
langsameren Leute weiter zu geben. Wendi befuerchtet zu recht, dass
diese jungen Leute sich bald auf und davon machen, um vielleicht in
einer andern Stadt ihr Glueck zu versuchen - und dann hat ACTWID keine
Admis mehr.
Namentlich handelt sich bei den Fuenfen um Eunice, Amos, Calina, Geradine
und Agnes. Um allen, die jetzt jetzt zwecks Ermittlung der Maennlein-
/Weiblein-Relation zu zaehlen versuchen die Arbeit zu erleichtern: Es
sind 4 Weibleins und ein Maennchen.
Bei dieser Gelegenheit hat sich einmal mehr gezeigt, wie gut man mit
Wendi auch schwierige Themen klaeren und umsetzen kann. Was mich im
Gegensatz zu den buerokratischen und logistischen Schwierigkeiten, die
ich bei weitem unterschaetzt hatte, ausgesprochen positv ueberrascht,
wie klar, rational und transparent die ACTWID oganisiert und gefuehrt
wird. Die Zusammenarbeit, nicht nur mit Wendi, ist das pure Vergnuegen.
Was wegfaellt, ist das schon fast synonym fuer NGO stehende Getue um
den "guten Ruf", Geld und aehnliche Muehsamkeiten. Das ist
interessant, denn Wendis Besuch in Wien hat mich ordentlich verunsichert,
auf wen wir uns da einlassen und meine Meinung ueber die ACTWID war
nicht gerade die beste. So kann man sich taeuschen ....
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