Date: Fri, 26 May 2006 10:30:31 +0200 From: Ingo Lantschner User-Agent: Mozilla Thunderbird 1.0.8 (X11/20060502) Subject: EInstellung VUM - Hintergründe und Ausblick? Hallo, nachdem mich täglich mehrere EMails erreichen mit der Bitte die Hintergründe für die Auflösung von VUM zu erklären, hier ein paar Zeilen, die das hoffentlich verständlich beschreiben; am Ende fasse ich kurz die Ausblicke zusammen: Fast jede Berichterstattung über VUM enthielt diesen Absatz: "Der Verein, der ausschliesslich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern besteht, hat es sich zum Ziel gemacht, die Vernetzung und den Austausch von zwischenmenschlichen und kulturellen Ideen zwischen Afrika und Europa zu verbessern. Hierfür sammeln und adaptieren wir gebrauchte, aber brauchbare Computer, transportieren diese nach Afrika und schulen die Menschen vor Ort im Umgang mit den Rechnern und dem Internet." Genau dieser Satz findet sich auch auf der Startseite unserer Homepage, womit wir in Sachen Eigen-/Fremdwahrnehmung eine erstaunliche Übereinstimmung erzielt haben. Doch das Hunderl liegt im Detail ... 1. Offensichtlich genügen die beiden Worte "ehrenamtlich" und "Afrika" um als "NGO" und EZA-Organisation klassifiziert zu werden. Während NGO im engeren Wortsinn noch ok ist, wollten wir mit EZA nichts zu tun haben. Dass es dann doch passiert ist, ist nachträglich betrachtet gut gewesen. Denn nachdem wir uns solcherart davon überzeugt hatten, dass wir mit dem Konzept EZA die falschen Leute anziehen und jene, die noch nicht korumpiert sind in Richtung Koruption und Abhängigkeit drängen haben wir uns entschlossen mit Bino na Biso einen Gegenvorschlag zu päsentieren und umzusetzen. Bino na Biso haben wir von Anfang an als gewinnorientierte, interkulturelle Dotcom mit Anspruch auf Fairness und Nachhaltigkeit ("humanistische Kooperative") positioniert. Das hat sich zunächst einmal bewährt. Die zuvor euphemistische als "Partner" umschriebenen "Nehmer" waren damit Mitarbeiter, Eigententümer und Kunden mit denen Verträge, Preise, Löhne und Inhalte auszuhandeln waren. Das ergab einen schönen Rahmen für die heiss begehrte Begegnung auf selber Augenhöhe. Wie das halt so ist, wenn man Neuland betritt, um alte Fehler hinter sich zu lassen: Man macht neue Erfahrungen und vieles von dem erweisst sich im nachhinein wiederum als suboptimal. Es gibt also genug, was es an Bino na Biso zu verbessern gäbe, doch dazu erst in einem eigenen Bericht, für den es zur Zeit noch zu früh wäre. Auf der Haben-Seite von BnB steht aber eindeutig das gemeinsam erarbeitete Geschäfstsmodell, dass sich nicht nur schön liest, sondern für alle die daran mitgearbeitet haben eine starke Motivation darstellt. (http://www.binonabiso.com/de/org.html) 2. Das Konzept gebrauchte HW gen Süden zu transportieren hatte zu jedem Zeitpunkt einen Haken: Die Ökobilanz (vor allem der Energieaufwand) ist grauslig. Als Humanisten stellten wir nun nicht die Natur über alles und so war es in den 90ern durchaus legitim, dies in Kauf zu nehmen, denn der Nutzen des Projektes für die Menschen überwiegte bei weitem die ökologischen Bedenken. Dies gilt heute nicht mehr: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Welt in den paar Jahren weiter gedreht hat. Vor allem Asien, und hier allen voran China nimmt den afrikanischen Markt ernst und bedient ihn mit leistbaren und leistungsfähigen Produkten. Insofern können wir nun getrost aufhören, den schwarzen Kontinent mit Almosen vollzumüllen - man kann vielerorts neue Computer zu einem Preis erwerben, der einen Transport alter HW unwirtschaftlich macht. Ich denke das ist gut so. Zur Frage "macht's ihr weiter und wenn ja wie": Also ich für meinen Teil mache sicherlich in der einen oder anderen Form weiter. Und von dem einen oder der anderen Mitstreiterin kommen ähnliche Signale - hätte mich auch gewundert wenn nicht :-) Nur brauchen wir dazu den VUM nicht mehr. Für ICT-Projekte im afrikanischen Raum haben wir mit Bino na Biso ein fortschriittlicheres Modell; und wenn wir den o.g. Punkt 2.) noch berücksichtigen, wäre anzudenken, die Idee des funktionalen Recyclings von HW beizubehalten, aber auf die Transporte gen Süden zu verzichten. Dann könnten wir z.B. eine Kooperative hier vor Ort bauen, und mittels "freier Software" hochinteressante Bildungs- und Recyclingprojekte starten. Cool oder? Alsdenn, ist ganz schön lange geworden, aber ihr wolltet es ja wissen - danke für euer Interesse und lieben Gruss, Ingo. P.S: Übrigends: In der CH hat sich eine Organisation gebildet, die ähnlich wie VUM vorgeht, und wer weiss, was daraus noch alles wird ... dort kann man sich also auch hinwenden: http://www.linuxola.org/ -- Ingo Lantschner T (+43-1) 59 55 766 M (+43-664) 143 84 18